Einsamkeit – wie sie zur Chance werden kann

Gerade haben wir Weihnachten gefeiert. Das Fest im Jahr, in dem kein Mensch einsam bleibt, bleiben sollte, bleiben darf…

Wenn wir an einsame Menschen denken, die alleine untern Weihnachtsbaum sitzen, kommt uns gerne der alleinstehende Single in den Sinn. Dank moderner Medien entsteht vor unserem geistigen Auge das Bild eines arroganten Einzelmenschen in Designerklamotten, der – weil er das ganze Jahr über nur an Kohle denkt – jetzt ohne Familie (das hat er jetzt davon) unterm Weihnachtsbaum sitzt und heimlich flennt.

Doch ist das die Wirklichkeit? Wer sitzt denn da einsam in seinen vier Wänden, und das am Hl. Abend? Ist es wirklich der Single-Typ mit der fetten Kohle? Oder sitzt der nicht viel eher auf den Malediven und schlürft dort Cocktails statt Glühwein? Die Einsamkeit zu Hause müssen vielmehr diejenigen aushalten, denen Menschen weggestorben sind. Es sind Menschen, die lernen müssen, alleine zurechtzukommen, im Alltag, aber gerade auch zu Feiertagen, wie Weihnachten.

Es sind oft alte Menschen, vielleicht auch kranke Menschen. Auf jeden Fall Menschen, die keine Familie und keine Freunde um sich herumhaben. Vielleicht, weil die Kinder weit weg wohnen, weil der Partner gestorben ist und weil sämtliche Freunde ebenfalls alt und krank, oder gar gestorben sind.

Es ist kein Schicksal irgendwelcher Leute. Irgendwann wird jeder von uns dazu gehören. Es sei denn, man stirbt jung, oder man hat eine große Familie in der Nähe.

Nicht immer kann man sich dieses Schicksal aussuchen.

Einsamkeit ist ein Zustand, den ich beherrschen kann

Deutlich weniger einsam ist der, der sich beizeiten um ein reiches Innenleben gekümmert hat. Wer darin geübt ist, sich selbst zu unterhalten, braucht auch keinen anderen dazu. Schon Seneca hat gesagt: „Insofern ist der Weise sich selbst genug; nicht, dass er ohne Freund sein will, sondern dass er es kann.“

Wer gelernt hat, sich selbst zu beschäftigen und wer Spaß daran hat, alleine zu sein, der wird Einsamkeit nicht als Makel empfinden, sondern durchaus als Gewinn. Es macht nämlich Spaß, einfach mal den eigenen Gedanken nachzuhängen, alleine lange Spaziergänge zu unternehmen, oder auch sich mit sich selbst zu unterhalten. Dabei gewinnt man oft die besten Erkenntnisse.

Einsamkeit als Chance begreifen

Wer alleine ist, kann die Zeit nutzen, um das zu machen, was immer zu kurz kam, nämlich für’s Gebet, Zeit für Gott, für einen Gottesdienstbesuch, oder zum Bibellesen. Oft erklären Menschen: „Ich würde schon öfter in die Kirche gehen, aber mir fehlt die Zeit…“ Wer alleine ist, hat plötzlich Zeit. Er kann sie nutzen. Gott ist immer da. Er ist ewig und hat Zeit. Er steht zur Verfügung, zum Gespräch, für eine Begegnung. Durch die Begegnung mit Gott entsteht ein reiches Innenleben. Einsamkeit ist kein Schicksal, aber es spiegelt meine eigene Einstellung zum Leben, wenn ich behaupte, einsam zu sein. Ich bin niemals einsam, denn wenn ich alleine bin, geht es mir gut dabei.

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